„Haben Redakteure auch Freizeit?“

 

Kiel. Eigentlich sind Redakteurinnen und Redakteure diejenigen, die ihren Gesprächspartnern Fragen stellen. An diesem Montag ist KN-Reporterin Annika Paetow aber als Gast in der Schule am Göteborgring. Die Schülerinnen und Schüler der Klassen 4b sowie 4c schlüpfen eine Stunde lang in ihre Rolle und konfrontieren die Journalistin mit Fragen. Dabei beweisen die jungen Leute, dass sie eine Kernkompetenz für den Reporteralltag bereits besitzen: nachhaken, wenn ihnen die Antwort nicht detailliert genug ist.

„Wie sind deine Arbeitszeiten?“, fragt ein Mädchen die Redakteurin zu Beginn des Interviews. Pauschal lasse sich das nicht beantworten, erklärt Annika Paetow. Grundsätzlich gebe es in der Redaktion in Kiel Kernarbeitszeiten von 10 bis 18 Uhr, der Alltag sehe jedoch oft anders aus. Wenn etwa am Abend plötzlich ein Feuer ausbreche, fahre jemand aus dem Reporterteam dorthin.

Diese Antwort aber reicht den Schülern nicht aus. Sie wollen wissen, ob neben dem Arbeitsalltag genügend Zeit für Freunde und Freizeit bleibt. „Definitiv“, sagt die KN-Reporterin und lacht. „Unsere Arbeitszeiten variieren zwar, aber wenn wir an einem Tag länger arbeiten, können wir dafür an einem anderen Tag nach Absprache früher gehen.“

Derzeit nehmen die Klassen 4b und 4c der Schule am Göteborgring an dem Projekt Medien in der Schule teil, kurz MiSch. Es ist ein Projekt der Kieler Nachrichten und der Segeberger Zeitung in Zusammenarbeit mit dem medienpädagogischen Partner Promedia Maassen und der Förde Sparkasse. Mehrere Wochen lang können die Schülerinnen und Schüler kostenlos die digitalen Produkte der Kieler Nachrichten nutzen. Hauptziel ist es, den Spaß am Lesen und die Medienkompetenz zu stärken.

Für den Besuch der Redakteurin haben sich die Schulkinder viele verschiedene Fragen überlegt. Besonders interessiert es die beiden Klassen, wie die Reporter jeden Tag Themen finden, über die sie berichten können. „So schwer, wie man sich das vorstellt, ist das gar nicht“, erzählt Annika Paetow.

Zum einen verfolge jeder Redakteur einen speziellen Bereich des Stadtgeschehens und leite sich aus aktuellen Entwicklungen Themen ab. Zum anderen erhalte die Redaktion Mitteilungen von Institutionen oder E-Mails von Leserinnen und Lesern mit Themenvorschlägen. Dazu entwickele das Team in Konferenzen gemeinsam Ideen für Artikel.

Die jungen Leute stellen auch fachliche Nachfragen zum Redaktionsalltag. „Wenn ihr jemanden auf der Straße für einen Artikel fotografiert, müsst ihr dann rechtlich etwas beachten?“, hakt eine Schülerin nach. Tatsächlich benötigen Journalisten eine Einverständniserklärung, sobald sie einzelne Personen auf der Straße fotografieren, zum Beispiel bei einer Umfrage. Bei Personen unter 18 Jahren sei zusätzlich die Einwilligung der Eltern erforderlich.

Bei öffentlichen Veranstaltungen wie etwa Demonstrationen dürfen Journalisten hingegen ohne vorherige Einwilligung Bildaufnahmen anfertigen. Allerdings gilt: Es darf die Versammlung als solche gezeigt werden, nicht der einzelne Teilnehmer.

Kurz vor dem Ende der Unterrichtsstunde darf die KN-Redakteurin dann aber noch selbst eine Frage stellen. Sie möchte wissen, welche Themen die Viertklässler bewegen und welche Artikel sie in den Kieler Nachrichten besonders interessant finden. Mehrere Schüler nennen daraufhin die Berichte über die „Paracetamol-Challenge“.

Bei diesem gefährlichen Tiktok-Trend schlucken Jugendliche angeblich absichtlich eine Überdosis des Schmerzmittels und filmen sich dabei. Und: Ebenso gerne lesen die Kinder Artikel über Gerichtsprozesse und Polizeieinsätze.

Hauptziel ist des 
KN-Projektes „Medien in der Schule“ ist es, den Spaß am Lesen und die Medienkompetenz zu 
stärken.

Quellenangabe: Kieler Nachrichten vom 18.02.2025, Seite 25

 
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